Die Adressaten spielen bei Einfacher und insbesondere bei Leichter Sprache eine entscheidende Rolle. Was kann man als Vorwissen voraussetzen? Was muss erklärt werden? Welche Informationen braucht der Adressat, damit er alles Wichtige weiß? Wann wird es zu viel für ihn, so dass er aus dem Text aussteigt? Texte in Einfache und Leichte Sprache zu übertragen bedeutet, Entscheidungen zu treffen. Generell gilt: Egal, ob man Waren, Dienstleistungen oder Inhalte anbietet, sollte man sich überlegen, wen man erreichen will. Was plausibel und wie eine Floskel klingt, wird häufig nicht beachtet. Schreiben von Banken sind meist dann verständlich geschrieben, wenn es sich um Werbepost handelt – wichtige Informationen über gesetzliche Änderungen dagegen nie. Journalistische Berichte setzen oft viel Hintergrundwissen voraus, über das viele nicht verfügen. Die meisten Beipackzettel dienen der Absicherung für die Unternehmen, aber nicht, um die Patienten, sprich medizinische Laien, verlässlich zu informieren. Das gleiche gilt für das ohnehin verdächtige Kleingedruckte, für Versicherungsbedingungen, Gebrauchsanweisungen, Behördenformulare ect. Das Feld ist weit. Eine Kritik an Leichter Sprache lautet: Sie verkürzt den Inhalt, lässt Informationen unter den Tisch fallen. Aber andersherum gefragt: Was nützen schwer verständliche Informationen, die niemand versteht? Beim Übersetzen in Einfache und Leichte Sprache gilt es genau abzuwägen und zu klären: Welche Informationen sind unverzichtbar? Was kann weg? Wo muss Inhalt gar ergänzt werden, damit alle Fragen der Adressanten beantwortet sind. yvw
2. September 2016 Liegt die Würze in der Kürze? Vom schwierigem Spagat zwischen Textlänge und Verständlichkeit Platz da! Verständlichkeit braucht Raum, oftmals viel Raum. Leichte Sprache verlangt nicht nur eine große Schrift, einen großen Zeilenabstand und Flattersatz. Um ihr Ziel, die größtmögliche Verständlichkeit zu erreichen, müssen unbekannte Begriffe erläutert werden. Und das braucht eben Platz. Auf Webseiten ist das kein Problem – im Gegensatz zu Printprodukten, wo die Länge in der Regel vorgegeben ist.
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