2. Juni 2019
Vom Wert der Gerechtigkeit
Buch „Allen eine Chance!“ macht sich für Leichte Sprache stark
„Allen eine Chance!“ heißt ein kleines, handliches Buch, das sich in die Debatte um Leichte Sprache
einmischt. Schriftstellerin Alexandra Lüthen stellt auf 62 Seiten dar, warum unsere Gesellschaft auf diese
barrierefreie Kommunikation nicht verzichten kann.
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Vorbehalte gegen Leichter Sprache ploppen häufig auf: Gleichmacherei auf
niedrigem Niveau lautet so eine Kritik. Oder es wird gefragt: Muss das
sein? Lohnt sich der Aufwand überhaupt, Texte in Leichte Sprache zu
übertragen für so wenige Adressaten?
Alexandra Lüthen setzt sich damit eingehend auseinander. Sie versammelt
bekannte Argumente für Leichte Sprache in ihrem Debattenbeitrag. Aber
sie begründet sie ausführlich, fügt neue Gedanken hinzu und bezieht klar
Position. Sie verknüpft Fakten mit ihren Erfahrungen und Überlegungen.
Sie schildert, was es bedeutet, mit reduzierten Mitteln zu schreiben – und
dass es durchaus Vorteile mit sich bringt. Das wäre zum Beispiel: Leichte
Sprache macht Inhalte klar und bringt sie auf den Punkt. Voraussetzung
dafür ist, dass Autoren das Thema gründlich verstanden haben müssen.
Das sollte selbstverständlich sein, ist es aber in nicht.
Lüthen greift das Bildungs- und Machtgefälle auf, das sich über Sprache
ausdrückt. Sie entlarvt Überheblichkeit von all denen, die meinen, wer nicht
ausreichend gut lesen kann, solle das erst einmal lernen, um mitreden zu
können. Das findet sie Schriftstellerin zu recht diskriminierend und meint,
dahinter stecke auch Angst. Angst, dass andere mitmischen könnte, was
die Bildungselite eigentlich gar nicht möchte. Ein interessanter Gedanke.
Sie nimmt sich auch eine grundsätzliche Frage vor, die immer wieder
diskutiert wird: „Muss jeder alles verstehen und kann das überhaupt
gelingen?“ Ihre Antworten: Ja, es kann gelingen. Ja, jeder sollte alles
verstehen. Für literarische Texte empfiehlt sie aber die Einfache Sprache,
weil sie mehr Spielraum bietet und dem Leser mehr Vergnügen.
„Allen eine Chance – Warum wir Leichte Sprache brauchen“ ist ein
wichtiger Beitrag, auch weil er sich mal nicht mit dem Für und Wider
einzelner Leichte-Sprache-Regeln befasst. Auf die Richtlinien geht Lüthen
nur knapp ein. Sie beschäftigt sich dagegen grundlegend mit Leichter
Sprache als Form von Barrierefreiheit. Sie bricht eine Lanze für die
Menschen, die auf Leichte Sprache angewiesen sind und pocht auf Recht
und Demokratie. Nicht mehr und nicht weniger. Ja, unsere Gesellschaft
braucht Leichte Sprache und Alexandra Lüthens Debattenbeitrag. yvw
Alexandra Lüthen: Allen eine Chance! Warum wir Leichte Sprache
brauchen. Dudenverlag, Berlin 2019
+49 (0) 62 32 6 84 2 84 9
Foto: Wagner